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"Glückliche Kühe" war gestern - Massentierhaltung

 

Was mich wirklich immer wieder sehr bestürzt, ist die Doppelmoral vieler Leute. Wenn beispielsweise 30 Menschen bei einem Erdbeben in der Südsee ums Leben kommen (was schlimm ist, ich will das nicht herunterspielen), sind Trauer und Anteilnahme der Meisten groß, es wird bereitwillig gespendet, gebetet, es werden Kerzen angezündet und Lieder gesungen. Aber wenn hunderte Millionen von Tieren jährlich (ab)geschlachtet werden, nur damit man zu seinem Schweinebraten kommt, das interessiert dann in der Regel kaum jemanden. Ich verstehe das nicht. Sind wir nicht alle Lebewesen? ... Die sich gemeinsam diese Erde teilen? Was um alles in der Welt berechtigt uns Menschen denn dazu, über andere Geschöpfe derart zu verfügen?! Und auch wenn man der Ansicht ist, der Mensch sei die Krone der Schöpfung (ich bin es nicht), auch dann sollte man Tiere doch wenigstens mit Respekt und Wertschätzung begegnen und sie auch dementsprechend behandeln.

Wenn Du das nächste Mal in einem Supermarkt bist, dann zähle die Hähnchen, Enten, Gänse etc., zähle die Packungen an Rinderbraten, Schweineschnitzel, Grillfleisch, Fischfilets usf. in den (Tief-)Kühlfächern und rechne das auf jeden Supermarkt in ganz Deutschland hoch. Wenn einem das nicht bewusst macht, wieviele Tiere täglich für uns geschlachtet werden, weiß ich nicht was man noch braucht, um sich über das Ausmaß unseres Fleischkonsums klar zu werden. Ich für meinen Teil könnte jedes Mal verzweifeln, wenn ich merke, wie wenig sich meine Mitmenschen darüber Gedanken machen. Das fast noch Schlimmere daran aber ist, dass von diesen Unmengen an Fleisch ein irrwitzig hoher Anteil im Müll landet (346 Millionen Kilogramm Fleisch werden pro Jahr in Deutschland in den Müll geworfen). Im Klartext: es mussten umgerechnet 45 Millionen Hühner, vier Millionen Schweine und 200.000 Rinder für nichts und wieder nichts ihr Leben lassen, weil eine heillose Überproduktion unsere Märkte beherrscht. Derart viel Fleisch kann aber nicht konsumiert werden. Zudem sind die Portionen in Restaurants meist viel zu groß -  beobachtet bei eurem nächsten Besuch eines Speiselokals ruhig einmal eure umsitzenden Nachbarn, wieviele davon Fleisch zurückgehen lassen. (Leider sind nur wenige Menschen dazu bereit, die Reste ihres Essens mit nach Hause zu nehmen.)

Man sollte immer die Fakten im Hinterkopf behalten, die hinter dem heutigen Fleischangebot stehen. Dezeit werden rund 67 Millionen Hühner, 11 Mio. Puten, 25 Mio. Kaninchen, 2 Mio. Rinder, 12 Mio. Schweine in deutschen Mastställen gehalten. Wohlgemerkt, dies sind lediglich in Mast gehaltene Tiere, die Zahlen der für die Herstellung tierischer Produkte (Milch, Eier etc.) gehaltenen Tiere ist erheblich höher.  Von den in Mast "lebenden" Tieren haben die meisten bei weitem nicht genügend Platz zur Verfügung, was zu diversen Verletzungen, Krankheiten, Verhaltensstörungen usw. führt. Ganz abgesehen davon, dass die Tiere nicht ihre normalen Instinkt- und Verhaltensweisen erlernen können, aufgrund einer zu frühen Trennung von den Muttertieren und mangelndem sozialen Austausch mit Artgenossen. Und keiner kann heutzutage den Tieren noch Intelligenz oder Empfindungsvermögen absprechen, dazu gibt es genügend Studien und Forschungsarbeiten, die das Vorhandensein von komplexen sozialen Interaktionsmustern sowie (v.a. bei Schweinen) hoher Intelligenz und Leidens-/Emotionsfähigkeit beweisen.

Aber nicht nur deren unwürdige Lebensumstände sollten bei der Fleischproduktion beachtet werden, ebenso wichtig ist der Aspekt der eigenen Gesundheit sowie die umweltzerstörenden Auswirkungen der Massentierhaltung.  Wenn man seine Gesundheit erhalten will, sollte man nicht bedenkenlos jegliches Fleisch konsumieren, denn der Großteil der Tiere werden mit Antibiotika, Hormonen etc. regelrecht vollgepumpt, welche folglich im Fleisch, das wir kaufen, weiter besteht und somit durch den Verzehr auch in unseren Organismus gelangen. Beeinträchtigungen unseres Hormonspiegels, das Unwirksamwerden von bestimmten Antibiotika, die Ansammlung von Schlacken und Giftstoffen etc. sind mitunter die Folgen. Wer also schon nicht wegen des Tierwohls auf Fleisch verzichten will, sollte dies zumindest seiner eigenen Gesundheit zu liebe tun bzw. das Fleisch nach seiner Herkunft und Qualität auswählen.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist der enorme Landflächenverbauch für den Anbau der Futtermittel für die Tiere. Insbesondere Soja ist hier zu erwähnen, durch dessen Anbau täglich unzählige Quadratkilometer an Regenwald in Südamerika abgeholzt werden. Aber nicht nur für die Bodenstruktur und die Atmospähre ist dies verhängnisvoll, auch die mögliche landwirtschaftliche Alternativnutzung für Gemüseanbau und damit die Behebung des globalen Hungerproblems ist hier hervorzuheben. Dazu kommt der erheblich gestiegene, zum Treibhauseffekt beitragende Methangehalt in der Atmosphäre, der insbesondere durch die Rinderhaltung verursacht wird, und um ein vielfaches bedenklicher ist als der CO2-Gehalt.

Des Weiteren muss auch der heutige übermäßige Konsum von Eiern angesprochen werden, schon allein deshalb, da die unwürdige Haltung von Legehennen meist jeder Beschreibung spottet. Leider ist der Unterschied der seit (erschreckenderweise erst!) 2004 eingeführten Kennzeichnungskategorien relativ gering. Das bedeutet, auch vermeintliche "Bio-Eier" sind meist nicht wesentlich tierfreundlicher in der Haltungsart als Freilandhaltung. (Wobei ich hier persönlich anmerken möchte, dass, sollte man keine andere Möglichkeit haben als Eier in einem herkömmlichen Supermarkt zu kaufen, man doch lieber die Bio-Eier nehmen sollte. Schließlich kosten sie in der Regel nur maximal einen Euro mehr als Freilandeier und die Tatsache, dass die Haltung der Hennen, wenn auch nur etwas, artgerechter ist, rechtfertigt meines Erachtens diesen geringen Aufpreis. An dieser Stelle zu sparen, kann ich nur schwer nachvollziehen, zumal dieser eine Euro an anderer Stelle, ohne auch nur "einmal mit der Wimper zu zucken", bereitwillig ausgegeben wird.) Am besten jedoch ist es - wenn eigene Hühnerhaltung nicht möglich ist - bei einem nahegelegenen Bauernhof  oder aber einem Hof- oder Bioladen, bei dem genau ersichtlich ist, von welchem (regionalen, noch besser lokalen!) Hof (und welcher Haltungsart) die Eier bezogen werden, diese zu kaufen. Da dies in der Regel allerdings summiert doch viel teurer ist als im Supermarkt die Eier zu kaufen, ist ein Kompromiss mal im Supermarkt (Bioeier!) und mal im Bioladen zu kaufen, durchaus vertretbar. Wobei letztlich natürlich die Beschränkung des Eierkonsums auf ein Minimum das Beste ist.

Denn nicht nur um der Massenhaltung von Legehennen entgegenzuwirken, ist es notwendig seinen Eierkonsum zu reduzieren, man muss unbedingt auch die Tatsache im Auge haben, dass die männlichen Küken aus den Gelegen, die für die Eiproduktion gezüchtet werden, aufgrund ihrer "Wertlosigkeit für die Legehaltung" und ihrer ungeeigneten Eigenschaften zur Zucht eines Masthühnchens (denn Masthühnchen werden speziell so gezüchtet, dass sie möglichst viel Fleisch ansetzen) mit den denkbar brutalsten Methoden kurz nach der Geburt ihres Lebens beraubt werden. Die am meisten verbreiteten Verfahren sind (trotz starker Bemühungen seitens Tierschützern leider immer noch!) Zerschreddern, Vergasen, Zerquetschen! (Im Vormarsch ist seit kurzem zwar eine Methode zur Erkennung des Geschlechts der Embryos vor dem Schlüpfen, sodass die Aussortierung vorher vorgenommen werden kann. Doch ist dies nur mal wieder eine "Symptombehandlung" und keine Ursachenbekämpfung und daher auch nur bedingt positiv.)

Man möchte sich diese Grausamkeiten nicht vorstellen, doch ist es wichtig zu wissen, dass sie nach wie vor existieren. Nur durch dieses Wissen kann eine Veränderung im Bewusstsein der Menschen bewirkt werden. Der ein oder andere wird dann vielleicht aufgrund dieser Fakten sein Einkaufsverhalten bzw. seine Ernährungsgewohnheiten dahingehend ändern, weniger (evtl. gar kein) Fleisch, Eier sowie Milchprodukte, dafür bessere Qualität, zu konsumieren. Man muss immer daran denken: es handelt sich um fühlende Lebewesen, wie wir, mit demselben Recht auf Leben! Die Tiere werden es Dir danken.

 

Lämmer
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