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Die Windmühlen des Umweltschutzes

Autorenbild: iris235iris235

Mit einiger Verspätung, den Feiertagen geschuldet, möchte ich, inhaltlich passend, an meinen vorigen Blogeintrag anknüpfen und hier eine weitere, für mich relevante, Dimension der Problematiken des Umweltschutzes ausleuchten. Zunächst will ich klarstellen, dass ich Umweltschutzbemühungen jeglicher Organisationen als äußerst wichtig erachte und ich bin sehr froh, dass sich viele Menschen sowohl beruflich als auch ehrenamtlich aktiv für den Schutz von Natur und Tieren einsetzen. Nur dadurch kann das Bewusstsein der Bevölkerung wachsen. Dies will ich in keinster Weise schmälern.

Doch jetzt kommt mein großes Aber, weswegen ich so oft an der Wirksamkeit dieser Bestrebungen zweifle: sie sind einfach nicht umfassend genug. Wenn ich auch nur eines aus meinem Ökonomiesstudium mitgenommen habe, dann ist es dieses: es genügt nicht, nur eine Seite des Gesellschaftsystems zu betrachten. Ein funktionierendes System ist gleich einem Organismus, der nur durch die Zusammenarbeit all seiner Bestandteile sein Potential ausschöpfen kann.

Ganz egal welchen Bereich der Gesellschaft man betrachtet, ob Finanzbranche oder Sozialwesen, Arbeitsmarkt oder Bildungsbereich: Alles hängt mit allem zusammen. Die Handlung im einen Bereich hat bestimmte - vorhersehbar oder nicht - Auswirkungen auf alle anderen Bereichen. Diese gänzlich zu überblicken ist natürlich nicht möglich. Der normale Mensch ist eben kein Homo oeconomicus, er verfügt nicht über ein umfassendes Wissen als Ausgangslage für seine Entscheidungen. Doch auch wenn man nicht jedes kleine Detail vorhersehen kann - das ist oftmals auch gar nicht nötig - so kann man doch die groben Zusammenhänge bzw. Kausalketten überblicken. Eine vorhergehende Analyse dieser ist meines Erachtens unablässig. Die Vorstellung, jeder Sektor könnte nur nach seinen eigenen Interessen handeln, und seine Handlungen tangierten keine anderen Bereiche, ist so hinterwäldlerisch, dass ich das wohl kaum weiter erörtern muss. Aber genau das ist das Problem unserer Gesellschaft. Man folgt der Devise: "wenn jeder an sich denkt, ist an jeden gedacht". Der Egoismus und -zentrismus ist heutzutage im Kleinen wie im Großen derart ausgeprägt, dass eine Welt bedingungslosen, solidarischen Miteinanders wie eine Utopie in Reinstform erscheint. (Bis auf einige Ausnahmen natürlich.)

Dieses "Miteinanderverbundensein" ist für den Umweltschutz jedoch von größter Bedeutung. Umweltschutz kann nur erfolgreich sein, wenn alle Sektoren des Systems miteinbezogen werden. Unsere Umweltprobleme sind so vielschichtig und interdependent, dass die Betrebungen von Umweltschutzorganisationen lediglich die Symptome behandeln, nicht die Ursachen. Das ist für mich der Grund, weshalb ich vollkommen resignieren würde, würde ich mich aktiv im Umweltschutz betätigen. Denn diese "schulmedizinische" Herangehensweise ist schlichtweg mangelhaft. Die Probleme müssen wie Unkraut an der Wurzel heraus gezogen werden.

Lasst uns einmal als Beispiel die Problematik des Plastikmülls erörtern, diese ist nämlich recht leicht an gesellschaftlichen, sozialen Strukturveränderungen festzumachen. Durch die Emanzipation der Frau leben wir heute in einer Welt, in der beide Geschlechter arbeiten dürfen/müssen/sollen. Es wird geradezu von Frauen erwartet, dass sie einen Beruf ausüben, man wagt sich kaum noch als Hausfrau zu outen. Dass Frauen arbeiten gehen, ist nicht negativ gemeint. Die Möglichkeit sollte natürlich grundsätzlich bestehen, dass jeder Mensch einem Beruf nachgehen darf. Doch mitterweile ist diese Gleichberechtigung in einen regelrechten Zwang ausgeartet, den ich nicht unbedingt unterstütze (allerdings ist es mir ganz egal, wer daheim bleibt, ob Hausmann oder Hausfrau, ist mir beides recht). Dazu kommt natürlich die Tatsache, dass die Lebenshaltungskosten so hoch geworden sind, dass es heutzutage notwendig ist, dass beide Partner arbeiten, auch wenn man sich auf die nötigsten Konsumgüter beschränkt. Dadurch, dass jeder arbeiten geht, bleibt keine Zeit richtig zu kochen, geschweige denn Nahrungsmittel wie Nudeln, Brot etc. selbst herzustellen. Da ist es dann schon bequemer und zeitsparender Fertigprodukte zu kaufen. Diese sind dank der Erfindung von Plastik leicht vermarktbar geworden und durch etliche Konservierungsstoffe über viel längere Zeit haltbar als Selbstgemachtes (das ist ein anderes, nicht minder interessantes Thema), was wiederum ein Lebensmodell ermöglicht, bei dem jeder berufstätig ist (Interdependenz!). Während unser Leben also immer bequemer wird, muss die Natur den Preis dafür bezahlen.

Diese Interdependenz stellt einen vor eine nicht allzu leichte Frage: wo soll man hier ansetzen, um eine Veränderung zu bewirken? Doch auch wenn die Beantwortung nicht gerade einfach ist, so wird zumindest klar, dass die ledigliche Eindämmung vom Plastikmüllaufkommen (Plastik aus den Weltmeeren fischen etc.) ein sprichwörtlicher Kampf gegen Windmühlen ist, sofern nicht die gesamtgesellschaftlichen Strukturen in Arbeitsmarkt, Finanzmarkt, Familienpolitik etc. geändert werden.

Glücklicherweise gibt es mittlerweile jedoch vermehrt alternative Gesellschaftsmodelle, die nicht rein kapitalistisch orientiert aufgebaut sind, sondern anhand von rationalen Überlegungen ein gemeinschaftliches Leben und Arbeiten vorschlagen, welches zugleich umweltschonend ist. Ein Modell, welches mir sehr gut gefällt, ist die Postwachstumsökonomie nach Nico Paech. Dieses lohnt sich wirklich genauer zu betrachten, und vielleicht kann man anhand dessen, im eigenen Alltagsleben, den einen oder anderen Schritt in Richtung eines dem Menschen und der Natur wohltuenderen Gesellschaftssystems vollziehen.

Ich bin überzeugt, wenn ein jeder auch nur ein kleinwenig davon umsetzt, kann aus einer Utopie schneller als man denkt sichtbare Realität werden. Das wäre doch ein guter Neujahrsvorsatz, nicht wahr?

Ich wünsche euch ein glückliches Jahr 2018!


 
 
 

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