Ich muss an dieser Stelle mal einen etwas aus der Reihe tanzenden Beitrag schreiben, weil es mich Zeit meines Lebens emotional aufregt, dass man, wenn man von der gesellschaftlichen Norm auch nur leicht abweicht, sofort von allen möglichen Personen/Institutionen angegriffen bzw. nicht in Frieden gelassen wird. Dieses Thema ist bei mir gerade sehr präsent und ich ärgere mich sehr oft darüber, kann es aber meinen unmittelbaren Mitmenschen einfach nicht begreiflich machen, wie es mir dabei geht.
Nicht konform zu gehen mit dem vorherrschenden System, ob politisch oder gesellschaftlich, war noch nie einfach. Man ist automatisch Außenseiter, wird gemieden, als Idealist, Naivling, Träumer, Eigenbrötler, Spinner, Verschwörungstheoretiker, usf. abgetan und mit diesen Schubladenbezeichnungen sofort mundtot gemacht. Nicht-Angepasste müssen um jeden Preis bekämpft werden. Wieso? Weil sie eine Gefahr für das bestehende System sind, weil man ihnen ihren Mut, anders zu sein, missgönnt, weil sie etwas riskieren, weil man Angst vor Veränderungen hat, die eventuell von diesen Außenseitern herbeigeführt werden könnten?
Es bedarf in der Tat sehr großer Stärke diesen Weg zu gehen. Ich weiß, wovon ich rede und dabei bin ich mit meiner Lebensweise noch verhältnismäßig "angepasst". Aber auch wenn dieser Pfad alles andere als angenehm ist, so würde ich keinen anderen gehen und bewundere alle, die ebenfalls diesen Weg eingeschlagen haben. Wer ein System, eine Gesellschaft wirklich ändern will, der kann sich nicht mit ihm/ihr arrangieren und die "Benefits" in Anspruch nehmen.
Die Spezies Mensch, im speziellen - leider - die deutsche, wird beherrscht von Angst. Kein Wunder, dass es hierzulande für alles eine Versicherung gibt. Ja kein Risiko eingehen, ganz gleich in welcher Beziehung. Im Alter von drei Monaten schon seinen Bausparvertrag abschließen, damit man später auch genug Geld hat, sich sein Haus bauen zu können. Und sich schon in der Schulzeit einen Beruf suchen, bei dem man möglichst viel in seinen Rentensparplan einzahlen kann. Hauptsache alles ist sicher und dazu nochmals doppelt abgesichert. Aber eines kann ich sagen: auf diese Weise wird sich nie etwas ändern. Wer waren denn die Menschen, die tatsächlich etwas bewegt, die sich für ihre Sache eingesetzt haben? Das waren mit Sicherheit keine Leute, die ab der Grundschule einen Riestersparplan angelegt und ihre Gartenmöbel versichert hatten. Gandhi hatte bestimmt keine Unfallversicherung.
(Ich will damit nicht alle Versicherungen schlecht reden, Krankenversicherungen beispielsweise sind mitunter eine wirklich gute Sache.)
Diese Menschen riskierten alles - oftmals sogar ihr Leben - um die Welt besser zu machen. Klar, nicht jeder ist zum Märtyrer geboren. Das muss man auch nicht sein, ich bin es sicherlich auch nicht. Aber bitte: lasst euch doch nicht so von der Angst regieren und euer Leben von ihr diktieren! Seid mutig, auch - oder vor allem - im Kleinen. Mutter Teresa sagte: "Wir können keine großen Dinge tun, sondern nur kleine, die aber mit viel Liebe!" Und auch für die kleinen Dinge braucht man Mut.
Wenn jemand lieber 40 Jahre lang in einem 8-17 Uhr Job ausharrt, um ab 65/67 die Rente zu genießen, so es sei ihm gegönnt. Aber bitte, bitte lasst die Einzelgänger, Idealisten und Träumer in Ruhe! Bekämpft sie nicht! Lasst sie ihren Weg gehen, wie sie euch euren gehen lassen! Sie wollen euch eure sicheren Jobs nicht wegnehmen. Sie wollen die Welt zum Besseren, nicht zum Schlechteren verändern. Seid offen für Veränderungen. Sie sind unweigerlich, man kann sich noch so sehr dagegen sperren, sie werden früher oder später ohnehin eintreten. Sie machen das Leben aus. Wovor habt ihr nur alle so viel Angst?
Stillstand ist Tod, Veränderung ist Leben! Also: seid mutig, riskiert (nach euren jeweiligen Verhältnissen) etwas, lebt euer Leben, lasst euch nicht vom Leben leben!