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Im Überfluss - Unser leichtsinniger Umgang mit Lebensmitteln

 

Ein großes Problem der (nicht mehr nur westlichen) Welt ist die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage (natürlich nicht nur!) im Lebensmittelbereich, gründend auf dem Konzept des Kapitalismus. Auf der einen Seite steht der übermäßige Konsum von Nahrungsmitteln respektive die überhöhte Nachfrage, auf der anderen Seite die, der Nachfrage folgenden, viel zu hoch bemessenen Produktion. Denn wer möchte schon im Supermarkt vor nur halb gefüllten Regalen stehen?

In Berichten und Studien von Umweltschutzorganisationen wie dem WWF werden die Fakten und Daten, die hinter dem Thema Lebensmittelverschwendung stehen, und dem „Normalbürger“ oft gar nicht bekannt sind (bzw. viele von uns wollen diese überhaupt nicht wissen), anschaulich dargestellt. Liest man diese, so stellt sich nicht selten ein "Schockerlebnis" ein, und sukzessive (hoffentlich) eine Veränderung im Einkaufsverhalten oder gar (im besten Fall) in der gesamten Ernährungsweise (ist natürlich hinsichtlich gesundheitlicher Aspekte ebenfalls begrüßenswert). Eine Hochrechnung des WWF, welche mich mitunter am meisten schockiert hat, ergab, dass jährlich allein in Deutschland 18 MILLIONEN Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen werden, welche gut ein Drittel des gesamten Nahrungsmittelverbrauchs eines Jahres ausmachen! Der entscheidende Punkt hierbei ist, dass durchweg 10 Mio. Tonnen der 18 Mio. vermeidbar wären.  Nun mag man sich wundern, wie eine derart hohe Zahl zustande kommt. Tatsächlich gibt es auf jeder einzelnen Stufe der Wertschöpfungskette eine Verlustrate, doch wächst diese von Stufe zu Stufe an. D.h. bei der Produktion (dem Anfangsglied der Kette)  und der Distribution geht noch vergleichsweise wenig verloren, während bei Großverbrauchern und vor allem bei den Endverbrauchern (das letzte Glied in der Kette) am meisten in die Mülltonne wandert. Immerhin liegen allein 39% der gesamten Verluste der Wertschöpfungskette bei den Endverbrauchern. Ein anderes Verhältnis verdeutlicht noch eindrücklicher, dass insbesondere wir, die Endverbraucher, einen gewichtigen Teil dazu beitragen können, diesen Missstand zu beenden: 5 von den vermeidbaren 10 Mio. Tonnen  Lebensmittelmüll werden von den Endverbrauchern verursacht! Sei es nun durch falsche Lagerung, durch falsches Einkaufsverhalten oder sei es aufgrund reiner Dekadenz. Dieser Zustand kann so nicht weiter aufrechterhalten werden, wollen wir für zukünftige Generationen eine lebenswerte Erde sicherstellen. Denn die Auswirkungen, die unsere Essgewohnheiten nach sich ziehen, machen sich rund um den Globus in den unterschiedlichsten Bereichen bemerkbar (Flächenverbrauch für Fleischproduktion, Wasserverbrauch, Bodenunfruchtbarkeit durch Monokulturen, Zerstörung der Biodiversität, d.h. Zerstörung des Lebensraums von Tieren und Pflanzen, Artensterben, usf.). Hinzu kommt, dass die aktuelle Lebensmittelproduktion weltweit für 12 Mrd. Menschen ausreichen würde und dennoch müssen von den momentan rund 7 Mrd. Menschen, die auf diesem Planeten leben, 795 Mio. Menschen Hunger leiden. Diese Misswirtschaft und –organisation muss dringend geändert werden. (Hierfür ist die Lebensmittelverschwendung lediglich als Folge der Nachfrage verantwortlich zu machen. Hauptsächlich ist in diesem Fall dem finanziellen Gefälle von „Nord und Süd“ die Schuld zu geben, denn wo das Geld ist, herrscht seit jeher Überfluss. Leider ist es der Menschheit immer noch nicht gelungen dieses Gefüge aufzulösen und ein gemeinsames, gerechtes Leben auf dieser (noch) schönen Erde zu ermöglichen.)

 

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten dem aktuellen Zustand der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu gebieten. Einerseits durch Zwang von "oben", d.h. die Regierung müsste durch Restriktionen eingreifen, (was wiederum viele nicht wollen, fühlt man sich doch sofort in seiner Freiheit als Mensch und Individuum eingeschränkt, wenn man "krumme" Gelbe Rüben bzw. Karotten kaufen muss anstatt nach EU-Richtlinien genormte geradförmige). Andererseits ist es möglich den Lebensmittelabfall auf ein Minimum zu reduzieren, wenn man seine eigenen Ernährungs- und Einkaufsgewohnheiten ändert. Ich rede nicht von totaler Selbstkasteiung, sich überhaupt nichts mehr zu gönnen, ein derartiges Denken liegt mir fern. Nein, ich meine die freiwillige Beschränkung auf das wirklich Nötige (dann macht es auch wieder viel mehr Spaß sich exotische Dinge als Ausnahme zu gönnen), sowie das bewusste Einkaufen/Konsumieren von Nahrungsmitteln und das „konsequentielle“ Denken und Handeln.

Mit anderen Worten:

- (überwiegend) regionale und saisonale Lebensmittel kaufen,

- nur das kaufen, was man in den nächsten Tagen auch essen kann (wenn die Lebensmittel nur eine kurze Haltbarkeit haben),

- prüfen, ob das Produkt tatsächlich schlecht ist, wenn das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist und nicht vorsorglich wegwerfen (denn: das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nur ein Richtwert, den die Unternehmen von Rechtswegen auf das Produkt schreiben müssen),

- Vorräte mit anderen Leuten teilen, sollte man diese nicht allein verbrauchen können (z.B. in einer WG an seine Mitbewohner),

- die Reste des Essens im Restaurant mit nach Hause nehmen für den nächsten Tag oder eine kleinere Portion bestellen (das Restaurant ist rechtlich gezwungen alle Reste wegzuwerfen, egal ob diese unberührt sind oder nicht). 

 

Dies sind alles Punkte, die wirklich jeder einhalten kann, und dies ist (meines Erachtens) keine allzu große Zumutung für den Einzelnen. Darüber hinaus kann man das Ganze natürlich noch weiterführen, z.B. dass man statt in den herkömmlichen Supermarktketten vorwiegend in Bioläden einkauft, sich sein Gemüse selbst anbaut etc. Das muss alles nicht zwingend umgesetzt werden, und dazu ist auch gar nicht jeder in der Lage, sei es finanziell, zeitlich oder organisatorisch. Es würde allemal reichen, wenn ein jeder wenigstens annähernd die oben genannten Punkte einhielte. Allein dies wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung und, wenn wir alle ganz ehrlich sind, nicht allzu schwierig.

 

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