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Hausfrau – Unwort des Jahrtausends

Autorenbild: iris235iris235

Nach einem anstrengenden Tag nach Hause zu kommen, in dem Wissen, es wartet jemand auf einen, den Duft von gutem Essen in der Nase zu haben, sobald man die Tür aufschließt, vielleicht spielt leise Musik im Hintergrund, die Räume sind wohlig warm und gemütlich beleuchtet…


Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auch nur einen einzigen Menschen auf dieser Welt gibt, der diese Vorstellung nicht schön findet bzw. sich insgeheim danach sehnt. Umso weniger verständlich ist es, dass genau diese Art zu leben, nämlich, dass ein Partner daheim bleibt und sich um Haushalt und evtl. vorhandene Kinder kümmert, so verpönt ist. Man wird angeschaut als käme man direkt aus einer Klapsmühle vom Mond, hat man den Mut auszusprechen, dass man Hausfrau/-mann ist. Warum wird eine Aufgabe, die mitunter die wichtigste schlechthin ist, derart in den Schmutz getreten? Was könnte denn wichtiger sein, als für ein schönes Heim zu sorgen, in dem sich jeder wohl fühlt, weil es sauber, ordentlich und gemütlich ist, sich gut zu ernähren und gleichzeitig die Umwelt zu schützen, weil man selbst kocht und bäckt, sich um die Erziehung der eigenen Kinder zu kümmern, anstatt diese in die Hände von Fremden zu legen? Warum zählt das nicht als gleichwertig zu irgendeinem anderen vermeintlich so bedeutsamen Job im System? Warum wird man als arbeitsscheu angesehen, wenn man daheim bleibt und den Haushalt macht, anstatt in irgendeinem Büro zu sitzen und den ganzen Tag in den Computer zu starren? Kann es wirklich sein, dass es nur an der monetären Vergütung liegt? Aber nur weil eine Arbeit nicht bezahlt ist, heißt das noch lange nicht, dass es keine Arbeit ist. Hausarbeit und Kindererziehung ist alles andere als Nichtstun, - im Gegenteil -  es ist ein Vollzeitjob. Und zwar wirklich Vollzeit, denn es endet nicht nach acht Stunden mit einem Druck auf den Aus-Knopf am PC. Wieso meint man heutzutage, nur einen Sinn und Wert zu haben, wenn man für irgendeine Firma oder Institution arbeitet, für eine bestimmte Summe Geld? Geld, das man dann wiederum braucht, um die Kita, die Putzfrau und das „Auswärtsessen“ (man hat ja meist keine Zeit und Lust mehr, selbst zu kochen) bezahlen zu können. Kurz, für alles, was man, bliebe man daheim, selbst erledigen müsste bzw. könnte.


Wer das so will, vollkommen in Ordnung, allerdings muss es dann genauso in Ordnung sein, wenn man dies eben nicht möchte und sich stattdessen um Haus (und Kinder) kümmert. Das ist nämlich der eigentliche Gedanke der Emanzipation. Gleichberechtigung. In der heutigen Gesellschaft vollkommen missverstanden. Anstatt alle Lebensentwürfe und -entscheidungen als gleichwertig zu betrachten, wird heute auf häusliche Arbeit als rückständig, abhängig, schwach hinabgeblickt. À la „zu Hause bleiben nur diejenigen, die sich in der Arbeitswelt nicht behaupten können“. Was für ein seltsames Weltbild! Meines Erachtens gibt es gar keine sinnvollere Arbeit als sich um die Familie zu kümmern, den Kindern eine schöne, werteerfüllte Kindheit zu bereiten. Aber was will man von einem System erwarten, das an allen Ecken und Enden gegen ein intaktes Familienleben arbeitet?!


Natürlich gibt es einen großen Nachteil an diesem Konzept, welcher auch ausschlaggebend zur Abschaffung dessen geführt hat: Die finanzielle Abhängigkeit vom Partner. Ein ganz großes Manko! Keine Frage. Man müsste ein staatliches System schaffen, in dem Menschen, die in einem 2 und mehr Personenhaushalt daheimbleiben, um sich darum zu kümmern, zumindest ein geringfügiges Einkommen erhalten. Ich glaube, das wäre durchaus möglich, bedenkt man, wofür der deutsche Staat Geld regelrecht verschleudert. Allein eine Umarbeitung des Bürgergeldsystems wäre vermutlich ausreichend. Und mehr „Schmarotzertum“ als in anderen sozialen Vergütungssystemen gäbe es wohl kaum. Denn es gibt schließlich genügend Paare, bei denen keiner von beiden daheimbleiben möchte. Aber die Möglichkeit dazu müsste es geben, ohne sich damit in eine (totale) finanzielle Abhängigkeit des Partners zu begeben.


Warum kriegt man Kinder, wenn man diese dann, sobald es geht, an Fremde abgibt, um wieder Zeit für sich zu haben? Das habe ich noch nie begriffen. Wenn ich meine Unabhängigkeit und Freiheit behalten möchte, dann bekomme ich eben keine Kinder, (heutzutage immerhin) ganz einfach. Wenn man welche kriegt, dann muss man sich doch um sie kümmern wollen, nach seinen eigenen Werten erziehen und ihnen so viel Geborgenheit geben wie nur möglich, statt sie schon von den ersten Lebensmonaten an zu Fremden zu geben, die sie am Schluss mit anderen Werten als die eigenen und mit weniger bis gar keiner Liebe erziehen. Es ist ja auch nicht so, dass man für den Rest seines Lebens nichts anderes mehr machen kann, z.B. ab dem Zeitpunkt, wenn die Kinder zur Schule gehen, kann man bereits wieder Teilzeit arbeiten, wenn man das möchte, spätestens wenn sie aus dem Haus sind. Aber wenn ich mich für Kinder entscheide, dann doch voll und ganz, und nicht nur so nebenher. Das macht man bei einer Arbeitsstelle ja auch nicht. Da gibt man doch auch sein Bestes und den vollen Einsatz. Wieso sind Kinder da niedriger gestellt?


Viele argumentieren daraufhin: sie bräuchten zwei Gehälter zum Leben. Mag bei vielen stimmen, die auf Mindestlohnbasis arbeiten, diese seien natürlich dahingestellt. Aber viele in Deutschland beziehen sehr gute Gehälter und bei diesen wäre es durchaus möglich, dass ein Partner daheimbleibt. Sicher, eventuell muss man sich ein wenig einschränken, aber vieles von den vermeintlich wichtigen Dingen benötigt man überhaupt nicht (allen voran natürlich Statussymbole). Hier kommt es nun auf Prioritäten an, krass ausgedrückt: Ist es mir wichtiger das neueste Auto zu fahren, dreimal im Jahr in den Urlaub zu fliegen, die neueste Louis Vuitton Tasche zu tragen? Oder ist mir meine Familie, ein gemütliches Heim, eine gesunde Ernährung und nicht zu vergessen (durch die Vermeidung von Fertigprodukten und allem was damit einhergeht) die Bewahrung unserer Natur wichtiger? Mein Großvater sagte immer, wenn ein Gehalt nicht ausreicht, eine Familie zu ernähren, stimmt etwas mit dem System nicht. Recht hat er. Bei unserem derzeitigen System liegt einiges im Argen. Wann lösen wir uns nur endlich von dieser egozentrischen, rein kapitalistischen Einstellung des „Immer-mehr- bzw. Alles-haben-Wollens“ und kommen zu einer Gesellschaftsform, in der menschliche Werte mehr zählen als Geld und Besitz?


In den USA gibt es einen wunderbaren Begriff für jemanden, der sich um Haushalt und Kinder kümmert: homemaker. (Wörtlich übersetzt „Heimschaffender“.) Ist das nicht einfach schön? Ich finde, das ist der Inbegriff von Wertschätzung gegenüber diesem Berufsstand. Man beachte auch, dass dieser Begriff beide Geschlechter umfasst, somit also sehr emanzipiert ist (Für alle woken Leute unter uns ;) ) Im Deutschen bräuchte es ein ebenbürtiges Wort dafür. Als längst überfälligen Ersatz des dermaßen abgewerteten Begriffes der „Hausfrau“. Vielleicht wird sich in Zukunft eines herausbilden, wenn wieder mehr Menschen den Wert dieser Lebensweise erkennen. Da die Welt stets im Wandel ist, besteht immerhin eine Chance, dass diese Entwicklung realisiert wird. Bis dahin, bleibt euch treu, alle, die einen alternativen Lebensweg, abseits der ausgetretenen Karrierestraßen, gehen!

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